Read Southall stammt aus Blair, Oklahoma. Kyle Daniel, der heute für ihn und seine Band eröffnen wird, kommt aus Bowling Green, Kentucky. Was beide vereint, ist die Art ihrer Musik. Es geht um die typische Musik der Südstaaten der USA, den Southern Rock. Southall hat im Frühjahr 2023 vor Blackberry Smoke gespielt und wurde frenetisch abgefeiert. Nachdem die Show vom Februar auf den 29.08.2024 verlegt wurde, dürfen wir Read Southall nun erstmals als Headliner in Europa kennenlernen. Nicht nur ich, der ich die Musik der Allman Brothers oder der Marshall Tucker Band liebe, bin gespannt. Es hat einige Fans an diesem warmen Sommerabend ins MTC verschlagen.
Kyle Daniel hat sein Wurzeln in der traditionellen amerikanischen Musik, dem Bluegrass und Country. Er hat schon mit einigen Genre-Größen zusammen auf der Bühne gestanden. Auf eigenen musikalischen Füßen steht er allerdings erst seit ein paar Jahren, genauer seit 2018, als er begann, eigene Songs zu veröffentlichen. Wie er heute erzählen wird, sollte er 2020 auf größeren Festivals spielen und gerade in einer größeren Arena in London für Eric Church eröffnen, als ihn die Pandemie einholte. Er reiste vorher ab, zurück in seine Wahlheimat Nashville und verfiel in der folgenden Zeit in Selbstzweifel und Depressionen. Die Musik half ihm, diese Zeit zu überstehen. Er hat gerade im Juli 2024 sein erstes Album „Kentucky Gold“ veröffentlicht. Mit Songs aus diesem Album wird er uns heute einheizen. Um es vorwegzunehmen: er hat mich überzeugt! Die Songs, die er mit seiner fünfköpfigen Band präsentiert, sind authentisch. Seine etwas rauchige Stimme passt zur Power der Songs. Besonders gefallen mir der Rocker „Fire me up“ und das ruhigere „Follwing the Rain“ (beide von „Kentucky Gold“). Ein toller Einstieg in den Abend.
Als dann Read Southall mit seiner Truppe die Bühne betritt, kündigt er sofort an, dass man besser seine Ohrenstöpsel einstecken sollte. Es sollte tatsächlich sehr laut werden. Die sechsköpfige Band um Southall und die langjährigen Gitarristen John Tyler Perry und Braxton Curlis legt auch direkt los mit „Out Alive“ vom Album „Southall“ (2023) und „Damn“ vom Album „Borrowed Time“ (2017). Ich war relativ weit vorne, werde aber von der Laustärke der Boxen vor mir zurückgedrängt. Den anderen Zuschauern scheint das nicht wirklich etwas auszumachen. Es wird getanzt und mitgesungen. Ich glaube, eine leichte Überzahl von weiblichen Zuschauern auszumachen, was vielleicht daran liegt, dass Read Southall von Äußeren her etwas von Mick Hucknall und von Ronny van Zant zu haben scheint, jedenfalls bilde ich mir das gerade ein. Die Musik hat allerdings weniger in die Richtung von Simply Red, sondern viel mehr in Richtung Lynyrd Skynyrd. Ich nehme auch Ansätze von Twin-Gitarren wahr. Die Band liefert ab und das nicht nur lautstärkenmäßig. „Gunshy“ (von „Six String Sorrow“, 2015) und „When you’re around“ (von “Southall”, 2023) sind schon auf den Studio-Alben voller Power. Heute kommen sie noch eine Stufe druckvoller rüber. Für mich die beiden Höhepunkte der Show. Ich glaube auch, den speziellen, eigenständigen Charakter seiner Musik, diese Mischung von Southern Rock mit etwas Stoner und Hardrock und Red Dirt Country zu erkennen. Ich hätte mir vielleicht ein paar mehr ruhigere Stücke in der Setlist gewünscht, etwa wie „Why“ von „Borrowed Time“ (2017), aber vielleicht werde ich alt. Zu erwähnen sind noch die Coversongs: „Long Cool Woman“ von den Hollies und „Mississippi Queen“ von Mountain. Mit diesem Stück entlassen sie uns ohne Zugabe in den noch immer heißen Sommerabend. Ein gelungener Abend mit sehr guter Musik. Ich denke, wir werden noch einiges hören von den Jungs aus Oklahoma.
Thomas Höhner
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