Smoke Blow „Klassentreffen in der Hölle“ im ZAKK Düsseldorf von Thomas Höhner

Smoke Blow kommen aus Kiel, machen Musik zwischen Hardcore und Punk und sind seit 1997 unterwegs. Am 16.12.2023 schlagen sie beim Lieblingsplatten-Festival im Zakk in Düsseldorf auf. Das Festival geht schon in die siebte Runde und hat sich auf die Fahnen geschrieben, wirklich wichtige Pop-Alben live zu präsentieren. Die Jungs aus Kiel bilden den Abschluss des diesjährigen Festivals. Sie präsentieren ihr wegweisendes Album „German Angst“ aus dem Jahr 2003. Das Album wurde vom kürzlich verstorbenen Guido Lucas in dessen „Blubox—Studio“ in Troisdorf aufgenommen, der dem Album seinen charakteristischen Sound verlieh. 

 

Dass Zakk ist gut gefüllt. Die Rückwand der Bühne besteht aus einer Armada von Verstärkern, zwischen denen das Drumset schon fast verloren wirkt. Es wird also einen Frontalangriff auf die Ohren geben. Als die sechs die Bühne betreten, gibt es eine kurze einleitende Ansprache vom Veranstalter, der alle auf das Album einstimmt und nochmals die Bedeutung des Produzenten Guido Lucas hervorhebt. Die Rückkopplungen der Gitarren beim Einstimmen durch die Gitarristen „Kentucky“ und „Gerrard the J.R.“ lassen erahnen, welch geballte Power gleich auf uns zukommen wird. Sie werden das Album mit dem eindrücklichen Schiffs-Cover in seiner ursprünglichen Reihenfolge spielen, von „Sick Kid 85“ bis „Octopuss“. Nach „Alligator Radio“ begrüßt Sänger Jack Letten das Publikum. Von der ersten Textzeile an, die er und der weitere Sänger „MC Straßenköter“ singen, gröhlen und schreien, ist die Menge dabei. Von Anfang an werden alle Songs mitgebrüllt. Letten erkennt viele treue Fans in den ersten Reihen. Diese sind teilweise von weit her angereist. Er philosophiert, dass Band und Fans gemeinsam alt geworden sind und offenbar auch immer noch dieselben Probleme haben. Für ihn sei das hier wie eine Art Klassentreffen der „German Angst- Generation.

 

Die Musik war und ist jedenfalls ein Weg, diese Alltagsprobleme für eine Zeit zu vergessen und mal richtig Dampf abzulassen. So soll es dann geschehen!  Sie arbeiten sich gekonnt durch das komplette Album. Die Stück esind sind hierbei Ventil für sehr intensive Emotionen („Hate Kill Destroy“, „Circle of Fear“ oder „Dancing with the Dead“). Die Macht und Agressivität  der Musik ergreift auch die Fans. Es kommt zu Pogo, Stagediving und Crowdsurfing. Die Stimmung ist ausgelassen positiv. Der Sound stimmt. Die beiden Gitarren harmonieren gekonnt. Bassist „Greif Hellhammer“ legt einige Bassbomben und schafft mit Schlagzeuger „Olli“ die hämmernde Grundlage für die schweißtreibenden Rhythmen. Olli musste erst kurzfristig für den krankheitsbedingt fehlenden Drummer „Fabrizio“ einspringen. Er hat seine Drums mehr als im Griff, wobei er spielt, als wäre er schon immer dabei gewesen. Nach „German Angst“ gibt es eine kurze Pause, bevor sie noch weitere Stücke aus ihrem großem Repertoire zum Besten geben. Das Publikum ist begeistert. Kurz vor Schluss dann noch ein sehr intensives Cover von Billy Idol’s „Rebel Yell“, das mich begeistert. Nach gut 90 Minuten ist dann Schluss.

 

Die Show war ein fulminanter Abschluss einer beeindruckenden Festival-Woche. Und dann hat an dem Abend auch noch Holstein Kiel 3:0 gewonnen und die Tabellenführung der zweiten Liga übernommen, was Sänger Jack Letten zufrieden zur Kenntnis nimmt. Es dürfte eine heftige Aftershow-Party geworden sein… 

Thomas Höhner