Sleater-Kinney aus Olympia, Washington, ursprünglich benannt nach einer Autobahnausfahrt zwischen Seattle und Portland, das sind Corin Tucker und Carrie Brownstein. Die beiden sind nun schon seit 30 Jahren im Rock-Business mit ihrem Kampf für feminine Selbstbestimmung und andere politische Themen unterwegs. Brownstein ist auch bekannt durch die Comedy-Serie „Portlandia“. Die Show war ursprünglich im Carlswerk Viktoria geplant, ist dann aber ins kleinere Bürgerhaus Stollwerck am Rheinauhafen verlegt worden.
Eröffnet wird der Abend von „Gustaf“, einer Post-Punk-Band aus New York City. Gustaf sind Leadsängerin Lydia Gammill, Tarra Thiessen (perc, voc), Melissa Lucciola (dr), Tine Hill (b) und als
einziger Mann Vram Kherlopian an der Gitarre. Ihre Songs werden getrieben vom Tine Hills Bass und dem präzisen Spiel von Drummerin Melissa Lucciola. Man glaubt manchmal, Anflüge der B 52’s zu
erkennen, aber die Band schafft ihren eigenen Sound, teilweise garniert durch Tarra Thiessens extrem verzerrte Stimme. Die Bühnenshow gefällt mir, die Energie wirkt ansteckend. Die Grimassen von
Leadsängerin Lydia Gammill erinnern mich an die junge Nina Hagen. Insgesamt eine kurzweilige halbe Stunde mit kraftvollem Sound und starken Stücken. Ein gelungener Start in den
Konzertabend.
Sleater-Kinney kommen dann um kurz vor 21 Uhr auf die Bühne. Neben Tucker und Brownstein sind heute Angie Boylan (dr), Teeny Lieberson (keys,g) und Toko Yasuda (keys) dabei. Sie starten mit „Hell“ und „Needlessly Wild“ vom neuen Album „Little Rope“ (2024). Es ist stickig und schwül im Stollwerck. Man hat anfangs den Eindruck, als hätte auch die Band mit dieser klimatischen Situation zu kämpfen. In der ersten halben Stunde spielen sie routiniert im wesentlichen Songs des neuen Albums, aber sogar bei den Ohrwürmern („Say it like ou mean it“) scheint der Funke nicht wirklich überzuspringen. Wenn aber eine Band so eine große Zahl von grandiosen Songs hat wie Sleater-Kinney, dann kann sich das schnell ändern. Gamechanger waren heute die älteren Songs wie etwa „All hands on the bad one“(2000) oder „No Cities to love“(2015).
Plötzlich wirkt das alles nicht mehr unterkühlt, sondern authentisch und einnehmend. Carrie Brownstein springt wie entfesselt auf der Bühne herum, kreiert Windmühlen mit der Gitarre und entwickelt eine ansteckende Spielfreude. Corin Tucker ist zwar der ruhigere Teil der beiden, ihre Gitarrenriffs sind aber präzise und prägnant. Und auch der Sound stimmt. Man kann erkennen, mit welcher angenehmen Stimmfarbe und mit welcher Range Brownstein und Tucker ausgestattet sind. Als sie dann noch „Jumpers“ vom Album „The Woods“ (2005) spielen, stimmt wirklich alles. Für mich ist der Höhepunkt der Show erreicht. Nach ca. 90 Minuten incl. dreier Zugaben ist Schluss. Wir haben heute eine grandiose Liveband gesehen! Das Stollwerck hat gekocht, und das nicht nur wegen der fehlenden Klimatisierung.
Thomas Höhner
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